Menü
Der Zauberberg Logo
Die Welt der Sanatorien

Die Welt der Sanatorien

Warum um 1900 so viele Menschen auf Kur gehen –
und Thomas Mann gerade in Davos auf den Stoff für seinen epochalen Roman  stößt

Dr. Turbans Sanatorium, Davos.

Historische Postkarte von Dr. Turbans Sanatorium Davos
Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Thomas-Mann-Archiv / Fotograf: Emil Meerkämper / TMA_2263
 

Im Frühjahr 1912 begibt sich Katia Mann in das „Waldsanatorium“ von Davos. Die mehrfache Mutter ist an einem Lungenspitzenkatarrh erkrankt und will sich in den Schweizer Bergen auskurieren.

Die Schriftstellergattin ist kein Einzelfall. Wohl nie zuvor in der Geschichte reisen so viele Menschen zu Kurorten wie um 1900. Durch die Industrialisierung sind viele Europäer:innen zu Wohlstand gekommen, können sich einen Aufenthalt in Sanatorien leisten (die zudem mit der Eisenbahn gut zu erreichen sind).  

Viele dieser Kuranstalten – häufig eine Mischung aus Luxushotel und Krankenhaus – haben sich auf die potentiell tödliche Tuberkulose spezialisiert. Sie gilt Medizinern dieser Zeit als „feuchte Krankheit“, die in nasskalten Städten umgeht (etwa in Hamburg, der Heimat von Hans Castorp). Geheilt werden kann sie nach damaligem Wissen nur in trockenen Gegenden wie dem Hochgebirge. 

Davon profitiert der Bergort Davos auf 1500 Metern Höhe. Bis 1918 eröffnen hier an die 40 Sanatorien; dazu viele Geschäfte, Theater und Kino. Hunderte Patienten aus ganz Europa reisen hierher, atmen bei Liegekuren im Freien stundenlang die gesunde Bergluft ein. 

Auch Thomas Mann reist nach Davos, um seine Frau zu besuchen. Das skurrile Milieu des Waldsanatoriums interessiert ihn sehr. Hier kommt ihm erstmals die Idee zu einem in einer Kuranstalt spielenden Roman. Das Haus, in dem seine Gattin untergebracht ist, wird später ein Vorbild für das fiktive „Sanatorium Berghof“ sein. 

Sie, die Besucherinnen und Besucher, können ebenfalls in die Welt der Kuranstalten eintauchen. In der Ausstellung sehen Sie einen historischen Röntgenapparat und einen eigens für Lungenkranke entwickelten Taschenspucknapf. Aber auch Geräte zur Unterhaltung der Patienten, etwa ein Grammofon ähnlich dem, an dem Hans Castorp nachts im Berghof sitzt und Schuberts schwermütigem Lindenbaumlied lauscht.   

Mehr lesen
Nach oben scrollen